Es gibt etwas, das mir niemals genommen werden kann: 

meine Persönlichkeit und meine Träume.


Mein letzter Traum -

das Meer sehen.

Mein Weg nachhause.

Ich bin Maria. Viele Jahre hatte ich versucht meine Ärzte zu überzeugen, trotz meiner Krankheit in meine Heimat Korfu reisen zu dürfen. Aber leider vergebens. Das Risiko war zu hoch. Letztes Jahr hatte ich dann endlich Erfolg und meine Ärztin Kathrin hat sich darauf eingelassen, mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen. Jetzt brauchten wir dringend einen Plan, wie wir dieses unmöglich scheinende Unterfangen in die Tat umsetzen konnten. Mir war klar, wenn Gerhard die Sache in die Hand nehmen würde, hätten wir eine echte Chance. Zusammen mit meinem unerschütterlichen Willen ;) Mit Mama, Anita, Nanni und Thomas hatten wir dann ein echt super Team und die Reiseplanung konnte beginnen.

Ein Jahr planen, hoffen, bangen...

Über ein Jahr haben wir geplant. Zunächst einmal mussten wir das nötige Geld zusammenkriegen. Ich veröffentlichte meine Lebensgeschichte und meinen letzten Traum und wir starteten ein ein Spendenaufruf. Dank meiner Website, Radio, Zeitung, WhatsApp und Instagram hat sich meine Geschichte dann sehr schnell rumgesprochen und so viele großzügige Spender haben mir geholfen, die benötigte Summe nach nur 10 Wochen zu erreichen (VIELEN DANK euch allen - das war so aufregend!!!). Dann haben wir alles organisiert, und Gerhard hat ganz streng immer Aufträge an uns alle verteilt ;) So wurde mein armer Schrank mit vielen kleinen Zetteln voller Aufgaben verunstaltet, die wir dann Woche für Woche zu erledigen hatten. Sah aber auch irgendwie richtig professionell aus ;) Wir mussten an so viel denken. Der ganze medizinische Kram, Flug und Unterkunft, Pflegedienst, Transport und Logistik... Ende April war dann alles perfekt vorbereit für die Reise. Doch dann kam Corona und hat meinen langersehnten Traum beinahe zerplatzen lassen! Ich war ganz schön geknickt. Nach einer kurzen Schockstarre war uns dann allen klar...wir nehmen den nächstbesten Termin - wir kommen nach Korfu! Und letztendlich wurde alles noch besser als gedacht...

Es geht los - Ziel Griechenland!

Ende Juli war es dann endlich soweit. Die Flieger hoben wieder ab und der Fährbetrieb wurde auch wieder aufgenommen. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Alle waren spontan dabei und die Notwendigkeiten waren zügig geklärt. Als erstes musste dann das Equipment nach Korfu, damit alles vorbereitet war für meine Ankunft. Unser Transporter Hannibal wurde beladen mit medizinischen Geräten, Pflegematerial, Rolli, Computer und nicht zu vergessen, meinen drei Koffern voller Sommerkleider und Schuhe. Als alles bis unters Dach beladen war, machten sich Gerhard und Thomas mit Hannibal auf den Weg Richtung Griechenland - über Österreich und Italien. Kurz darauf sind auch schon die ersten Pflegekräfte nach Korfu geflogen. Als dann alle vor Ort ihre Stellung eingenommen hatten, konnte auch ich mich auf den Weg machen.

Der so lang ersehnte Tag - mein Abflug nach Korfu!

Jetzt war mein Abreisetag endlich gekommen. Jakob und sein Team von der Pediatric Air Ambulance holten mich Zuhause ab und mit dem ASB Wünschewagen ging es zum Münchner Flughafen. Gemeinsam mit Mama, Anita, Nanni und Jakob flogen wir dann in einem auf Intensivtransport spezialisierten Jet nach Korfu. Auch wenn Mama und ich vor dem Flug etwas Bammel hatten (Mama hat Platzangst und ich Höhenangst;)) war der Flug, dank Jakob ́s lockerer Art ein aufregendes Erlebnis für uns alle. Über unseren Gruppenchat standen wir in ständigem Kontakt mit dem ganzen Team und so konnten wir diesen sehr besonderen Moment alle gemeinsam erleben. Nachdem wir in Korfu gelandet waren, hat mich Ionian Care über die kleinen Inselstraßen bis in das Heimatdorf meiner Familie gefahren. Vor Ort warteten schon alle: meine Oma, mein Bruder Sotiri, Mamas Freund Stelios, Gerhard, Thomas und meine Pfleger Michael und Theresa. Auch viele meiner Verwandten waren gekommen, um mich gleich zu begrüßen. Der Krankenwagen ließ bei Ankunft kurz die Sirene aufheulen und versetzte der wartenden Menge gleich mal eine Gänsehaut:) Jetzt war ich endlich da - ZUHAUSE!

Endlich am Meer.

Nun war der Moment gekommen. Endlich das Meer sehen. Mit Hannibal sind wir direkt an den Strand gefahren, wo ich mit meinem Rolli bis ganz nah ans Wasser gefahren werden konnte. Der Anblick vom Meer hat mir erstmal Tränen in die Augen getrieben. So glücklich war ich. So viele Jahre hatte ich darauf verzichten müssen. Ausgiebig haben wir alle den Moment genossen, haben zwei Flaschen Champagner geköpft und auf unseren Erfolg angestoßen. Alle waren sehr gerührt. Ich konnte mich gar nicht genug sattsehen. Es war einfach unglaublich. Es fehlen mir die Worte dafür. Und das mag was heißen;) Ich hatte so Angst, nur zu träumen und in München wieder aufzuwachen. Aber es war echt! Ich war am Meer, dem Ziel meiner Träume. Unglaublich!

 

Eine große Familienfeier und eine Taufe.

Meine Familie ist riesig. Genau genommen sind es 59 Verwandte ersten Grades, zähle ich alle Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen mit. Die meisten wohnen in der Umgebung meines Heimatdorfes und kamen zu unserer ersten großen Feier. Hier hielt ich eine Überraschung parat: die Taufe von Gerhard, der nun offiziell in die Familie aufgenommen wurde und seinen neuen Namen Aggelos erhielt. So sind wir jetzt 60 Verwandte, und Aggelos muss mich als seine Taufpatin nun Nonna nennen :) Bis in die Nacht aßen und tranken wir, und feierten mit Musik und traditionellen Tänzen. Das war so schön!

Shoppen was das Zeug hält in Kerkyra...

Natürlich durfte ein Shopping Trip nach Kerkyra nicht fehlen. Die einstündige Fahrt durch die kurvigen Straßen hab ich gut weggesteckt, und auch beim Shoppen war ich sehr erfolgreich! :) Die Einkaufstüten auf meinem Rolli häuften sich und am Abend genossen wir noch ein gemeinsames Abendessen in einem der gemütlichen Restaurants der wunderschönen Altstadt. 

...und Besuche an den schönsten Orten der Insel!

Zwischendurch erkundeten wir ein paar traumhafte Plätze der Insel. Wir waren in unserem Lieblingsrestaurant Akrotiri gleich bei uns um die Ecke mit rundum Blick auf das Meer, in der D ́amour Beach Bar in Sidari und im Porto Nuovo in der wunderschönen Hafenstadt Kassiopi. Überall genossen wir den Sonnenuntergang mit einem Cocktail und leckerem Essen. In der Bar 38die Spiros, dem Cousin meiner Mama gehört, waren wir sowieso Stammgäste. Dort ist üblicherweise der Treffpunkt aller Verwandten, immer wenn meine Mama in Korfu ist. Dieses Mal war ich auch dabei! :)

Baden im Meer - das war unglaublich!

Zweimal war ich auch im Meer – der absolute Wahnsinn! Lange haben wir zuvor in Deutschland gerätselt – kann ich wirklich ins Wasser? Und wie sollte das gehen? Am Ende hatten Anita und Theresa die zündende Idee und Stelios hat es umgesetzt: Lattenrost, Luftmatratze, Schaumstoff, alles fest verschnürt mit Seilen, und das Beatmungsgerät im Rucksack mit einem Regenschutz – fertig war mein hochseetaugliches Meeresbett. Da das Meer in Agios Stefanos ziemlich flach ist, war es auch kein Problem relativ weit reinzugehen. Ringsum haben sich meine Helfer postiert und mich ins Wasser getragen und auf den Wellen abgesetzt. Es war einfach unglaublich!!! Danach haben wir alle noch den Sonnenuntergang vom Strand aus beobachtet. So ein perfekter Tag!

Die All-White Beach Party

Schon in München hatten meine Freundinnen Afroditi und Eliana den Plan ausgeheckt in Korfu eine All-White Beach Party am Strand zu feiern. Alle Mitreisenden wurden auch rechtzeitig informiert, weiße Klamotten anzuziehen. Von meiner Tante hatte ich extra ein wunderschönes weißes Kleid geschenkt bekommen, das alle anderen wieder mal in den Schatten stellte ;) Aber kurz bevor wir uns auf den Weg machen wollten, zog ein typisch griechisches Sommergewitter über uns hinweg. Die Party schien buchstäblich ins Wasser zu fallen. Aber vorbei ist es erst, wenn es vorbei ist, sagt Gerhard immer. So machten sich Erini, Mama und Gerhard auf die Suche nach einer Alternative. Erini konnte dann den Manager vom Hotel Athina gewinnen, uns seine Beach Bar zur Verfügung zu stellen. Das war noch viel besser als geplant! So feierten wir mit viel Musik und Tanz bis tief in die Nacht. Und zum Abschluss wurde ich noch mit einem Feuerwerk am Meer überrascht. Also besser geht’s nicht!

Unser Foto - vor 24 Jahren und heute...

Ich hörte immer wieder was von einer Überraschung. Ich liebe Überraschungen! Ich konnte es kaum erwarten. So fuhren wir los und landeten bei... Marina, der Cousine meiner Mama. Hier haben wir zwei Monate gewohnt, als ich das letzte Mal hier war, vor jetzt schon fast 24 Jahren. Hier haben wir auch meinen 2. Geburtstag gefeiert, mit einer mega coolen Torte. Die Idee war, das Geburtstagsfoto von damals nachzustellen. Alle Personen von dem Bild sind gekommen. Marina, Sophia (die Schwester meiner Oma), Mama und ich natürlich und sogar das Mädchen aus der Nachbarschaft, kam spontan vorbei. Die Mama hat wieder eine Torte besorgt, nur diesmal mit dem Foto von damals drauf. Eine super Idee! Ich hab mich riesig gefreut! Nachdem das Foto im Kasten war und wir die leckere Torte gegessen hatten, kam gleich die nächste Überraschung...

Ein Überraschungskonzert - nur für mich!

Nach einer kurzen Fahrt stieg ich am Dorfplatz meines Heimatdorfs aus, wo mich viele Menschen und ein Orchester erwarteten. Alle klatschten und standen auf als ich ankam. Das war total emotional! Mama kam ohne Taschentücher, was ein Fehler war. Aber Oma konnte aushelfen. Die Philharmonie und der Chor gaben ein Konzert, nur für mich! Es waren auch einige meiner Verwandten unter den Musikern. Sie spielten eineinhalb Stunden superschöne Stücke, viele davon aus Korfu. Am Schluss bekam ich Rosen und ein tolles Armband. Das war so schön! Danke liebe Eirini für diese Überraschung - diese Momente werde ich niemals vergessen! Anschließend machten wir noch ein paar Gruppenfotos...wenn man schon mal alle an einem Fleck hat ;)

 

Mein Abschied von Korfu

Maria Himmelfahrt – mein Namenstag, und ein ganz besonderer Tag für uns Griechen. Ich habe mich riesig gefreut, diesen Tag in Korfu zu feiern. Gleichzeitig war ich auch sehr betrübt, weil ich am nächsten Tag wieder von hier wegmusste. Wir waren dann ein letztes Mal am Meer und ich sah noch einmal den Sonnenuntergang. Da sind auch schon die ersten Tränen geflossen. Ich wäre am liebsten dortgeblieben! Am Abend kam die ganze Familie zu meiner Abschiedsparty. So oft haben wir hier gemeinsam gefeiert. Zu später Stunde haben sich dann alle tränenreich von mir verabschiedet mit den Worten “...bis morgen“. Prima. So heulten wir am nächsten Tag nochmal bei meiner Abfahrt. Ich suchte nach Fluchtmöglichkeiten, aber keine wollte klappen.  Auf dem Rückflug war ich dann sehr traurig, wie auch alle anderen. Diese drei Wochen waren etwas ganz Besonderes. Der Sommer meines Lebens!


Also Leute, denkt nicht so viel darüber nach, was vielleicht schieflaufen könnte, sondern lebt einfach. Schließlich kann es genauso gut sein, dass alles super läuft! Sagen wir, man könnte allen Risiken aus dem Weg gehen... glaubt ihr dann etwa, Gott würde einen ewig weiter leben lassen?! Nein, also!

 

Eure Maria